Verlagsaufgabe, die nächste(n); Preisärger, der alte und das Reizthema KI – die Neuigkeiten aus der Welt der Bücher in den letzten beiden Wochen.
»Buchreport« ist pleite
Die berühmte Spiegel-Bestsellerliste wird in Wahrheit vom Branchenmagazin »Buchreport« erstellt. Jetzt ist der Verlag dahinter insolvent: Der Harenberg-Verlag stellt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und verkauft sein Kernprodukt, das Fachmagazin »Buchreport« (sueddeutsche.de)
DEAL-Konsortium und Springer Nature erneuern Open Access-Vereinbarung
Am 1. Dezember wurde die Unterzeichnung einer neuen Vereinbarung zwischen dem DEAL-Konsortium, das deutsche Forschungseinrichtungen vertritt, und der Wissenschaftsverlagsgruppe Springer Nature bekannt gegeben. Das auf fünf Jahre ausgelegte Abkommen ermöglicht teilnehmenden Institutionen Forschungsergebnisse im Open Access zu veröffentlichen sowie die Zeitschriften des Verlags einzusehen (boersenblatt.net)
Videoreihe des Montségur-Autorenforums zum Thema KI
»KI-im-Fokus« lautet der Titel einer fünfteiligen kostenlosen Videoreihe, die sich umfassend mit dem Thema KI für Autorinnen und Autoren beschäftigt. Andreas Wilhelm hat sich u. a. mit der Autorin Nina George und der Literaturagentin Sabine Langohr unterhalten. Die Videos sind bei YouTube gelistet und beleuchten Vorteile, Nachteile, Möglichkeiten und Gefahren des KI-Einsatzes beim Schreiben und in der Buchbranche. In den fünf Gesprächen, die Forenbetreiber Andreas Wilhelm geführt hat, werden alle Aspekte abgedeckt (literaturcafe.de)
Mörike-Preis geht an Jaroslav Rudiš
Der tschechische Autor, Dramatiker und Musiker Jaroslav Rudiš wird mit dem von der Stadt Fellbach vergebenen Mörike-Preis 2024 für sein künstlerisches Schaffen ausgezeichnet. Den Mörike-Förderpreis erhält die tschechische Schriftstellerin Alice Horáčková (boersenblatt.net)
Die zehn meistgehörten Hörbücher
Einmal im Jahr ermittelt die Streaming-Plattform BookBeat die beliebtesten und meistgehörten Hörbücher, die in diesem Jahr erschienen sind. Die Charts basieren dabei auf den bei BookBeat gestreamten Stunden, sie gäben also genau wieder, mit welchen Titeln die BookBeat-Kundinnen und Kunden tatsächlich die meiste Zeit verbracht hätten, heißt es beim Unternehmen. Die erfolgreichsten Titel 2023 stammen von Rebecca Yarros (»Fourth Wing. Flammengeküsst«), Jojo Moyes (»Mein Leben in deinem«) und Lena Kiefer (»Westwell – Hot & Cold«). Bei den Krimis haben Marc Raabe, Sven Stricker und Volker Gerling die Nase vorn (buchreport.de)
Ma Thida erhält Stipendium des PEN-Zentrums Deutschland
Ma Thida, Schriftstellerin und ehemalige Präsidentin des PEN Myanmar, ist neue Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des PEN-Zentrums Deutschland. Ma Thida, die in Myanmar als führende Intellektuelle gilt, setzt sich in ihren Werken intensiv mit der politischen Situation ihres Heimatlandes auseinander (boersenblatt.net)
Peter Handkes Notizbücher jetzt online zugänglich
Die Österreichischen Nationalbibliothek hat in Zusammenarbeit mit dem Literaturarchiv Marbach elf Notizbücher des Literaturnobelpreisträgers Peter Handke online veröffentlicht. Die Aufzeichnungen sind zwischen 1976 und 1979 entstanden. Bis Mai 2024 sollen alle (22) in diesem Zeitrahmen entstandenen Handke-Notizbücher online zugänglich sein (lesering.de)
Otoo nimmt Peter-Weiss-Preis nicht an
Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo verzichtet auf die Annahme des Peter-Weiss-Preises der Stadt Bochum. Der Entscheidung war eine Auseinandersetzung um ihre Unterschrift unter eine BDS-Petition im Jahre 2015 vorangegangen (boersenblatt.net)
Inzwischen haben sich Otoo und die Stadt Bochum geeinigt: Die Verleihung wird 2023 ausgesetzt, das Preisgeld von 15.000 Euro geht an eine gemeinnützige Initiative. Die Autorin hat in einer gemeinsamen Sitzung den Vorschlag gemacht, das Preisgeld an die Initiative »Gesellschaft im Wandel« zu geben, die sich für den Dialog zum Thema Nahostkonflikt an Schulen in Deutschland starkmacht (taz.de)
Chile wird Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2027
Der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2027 steht fest: Chile wird das Gastland der 79. Buchmesse (6.-10. Oktober 2027) sein. Am 4. Dezember unterzeichneten Buchmesse-Direktor Juergen Boos und Chiles Kulturministerin Carolina Arredondo Marzán den offiziellen Ehrengast-Vertrag (buchreport.de)
Kosten für KI um 32 Prozent gestiegen
Künstliche Intelligenz sorgt für stark steigende Nachfrage im deutschen Markt: Laut Bitkom werden die Ausgaben für KI-Software, -Dienstleistungen und entsprechende Hardware in diesem Jahr voraussichtlich auf 6,3 Milliarden Euro steigen (plus 32 Prozent). Dies teilt der Digitalverband Bitkom auf Grundlage von Daten des Marktforschungsunternehmens IDC mit (boersenblatt.net)
Ernst Piper verlässt PEN Berlin
Der gerade mal etwas mehr als ein Jahr alte PEN Berlin verliert sein Mitglied Ernst Piper. Der Historiker und frühere Verleger nennt als Grund das durch Susan Neiman und Eva Menasse geprägte israelkritische Gesicht der Autorenvereinigung (faz.net)
»Leave the World Behind« startet bei Netflix
Die Verfilmung von Rumaan Alams Gesellschaftsroman ist seit 8. Dezember auf Netflix zu sehen. Darin nimmt ein Familienurlaub eine unheilvolle Wendung, als eine Cyber-Attacke die Welt aus den Fugen hebt (buchreport.de)
Aus Beuth wird DIN Media
Zum 100-jährigen Jubiläum am 22. April 2024 wird Beuth als DIN Media GmbH und mit neuem Logo auftreten. Hinter der Umbenennung steht die Betonung der Zugehörigkeit zur DIN-Gruppe und eine Positionierung gegen die antisemitischen Äußerungen des Namensgebers Christian Peter Wilhelm Beuth (boersenblatt.net)
Mara-Cassens-Preis an Dana Vowinckel
Für ihren Roman »Gewässer im Ziplock«, erschienen im August 2023 bei Suhrkamp, erhält Dana Vowinckel den Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses Hamburg. Der Preis ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman. Er wird von einer ehrenamtlichen Leserinnen- und Leserjury vergeben. Im Sinne der 2015 verstorbenen Förderin Mara Cassens soll der Preis Autorinnen und Autoren eine Chance bieten, sich nach dem ersten Roman für eine Zeit ganz dem Schreiben zu widmen (buchmarkt.de)
Neuer Vorstand des Selfpublisher-Verbands
Auf seiner Mitgliederversammlung am 2. Dezember hat der Selfpublisher Verband seinen neuen Vorstand gewählt und einen Rückblick auf 2023 geworfen. Insgesamt wuchs der Selfpublisher-Verband 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent und zählt inzwischen über 1.550 Mitglieder. Dies entspreche dem aktuellen Trend der Branche, immer mehr Interesse an verlagsunabhängigen Veröffentlichungen zu zeigen. Der Verband verweist außerdem auf die Präsenz von mehreren Autorinnen aus dem Selbstverlag auf den Spiegel-Bestseller-Listen. Benjamin Spang verlässt den Vorstand, seine Nachfolge als Beisitzer wird von Dirk Osygus übernommen. Erste Vorsitzende Tamara Leonhard, zweite Vorsitzende Sissi Steuerwald, Schatzmeisterin Melissa Ratsch und Geschäftsführer Andreas Bertling wurden in ihren Ämtern bestätigt. Als Beirat unterstützen den Vorstand künftig: Matthias Matting, Vera Nentwich, Hans-Peter Roentgen, Andrea Becker und Christien Marie Wach. In der Ethikkommission sitzen: Helmut Barz, Brigitte van Hattem und Juri Pavlovic (boersenblatt.net)
Tukan-Preis für Thomas Willmann
Am 6. Dezember erhielt Thomas Willmann von der Stadt München den Tukan-Preis für seinen Roman »Der eiserne Marquis«. Der im Liebeskind Verlag erschienene Roman erzählt von der Odysee eines jungen Uhrmachers aus dem Wien des 18. Jahrhunderts durch halb Europa. Nach seinem Bestseller »Das finstere Tal« legt Thomas Willmann hier ein Epos vor, von dem die Jury sagt: »Für solche Bücher wurde die Literatur einmal erfunden. Dem Autor gelingt es, die gesamte Geistesgeschichte der Aufklärung mit literarischen Mitteln in eine flimmernde Schwebe zu heben und aufs Schönste lesbar zu machen.« (buchmarkt.de)
Merkur-Preis an Thies Hansen
Der von der Ernst H. Klett Stiftung Merkur ausgelobte Merkur-Preis für herausragende Dissertationen geht in diesem Jahr an den Soziologen Thies Hansen. Er erhält die Auszeichnung für seine mittlerweile auch im Juventa-Verlag) als Buch erschienene Studie »Die neue Ordnung der Liebe. Liebesformen unter den Bedingungen von Kontingenzkultur und Konkurrenzgesellschaft«. In seiner von Prof. Hans-Peter Müller und PD Michael Makropuolos (beide HU Berlin) betreuten Dissertation untersucht er das Liebesleben kinderloser Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Nutzung der Dating-App Tinder (boersenblatt.net)
53 Roman-Anfänge in einem Kalender
Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Buchhandlung »Bücherpunkt« in Blaubeuren haben Irena Bohovic und Martin Gaiser ihre treuen Kundinnen und Kunden mit einem bemerkenswerten Jubiläums-Projekt beschenkt – mit »Auf den Punkt gebracht«, einem Kalender mit 53 ersten Sätzen aus Büchern, für jede Woche einen (buchmarkt.de)
Grüner Sinn Verlag gibt auf
Der Grüne Sinn Verlag stellt seinen Betrieb ein: Zum Jahresende ist Schluss mit vegan gedruckten Büchern aus Gütersloh, wie das Unternehmen auf Instagram mitteilte. Erfolgreichster Titel des Mini-Verlags ist »Orient trifft Vegan« (boersenblatt.net)
Sonja vom Brocke erhält Weiskopf-Wedding-Preis
Der 2024 erstmals verliehene Weiskopf-Wedding-Preis der Akademie der Künste geht an Sonja vom Brocke. Die Jury bildeten die Akademie-Mitglieder Kerstin Hensel, Dagmara Kraus und Monika Rinck. Der mit 5.000 € dotierte Preis wird am 7. Juli 2024 in der Akademie der Künste am Pariser Platz verliehen. Beim Weiskopf-Wedding-Preis der Sektion Literatur handelt es sich um einen neu aufgelegten Stiftungspreis der Akademie der Künste in Nachfolge des einstigen Alex-Wedding- und des F.-C.-Weiskopf-Preises. Der Preis wird für sprachkritische und sprachreflektierende Werke oder für Kinder- und Jugendbücher verliehen (buchmarkt.de)
Prime Video verfilmt Sebastian Fitzeks »Der Heimweg«
Nachdem am 26. Oktober »Die Therapie« nach dem gleichnamigen Roman von Sebastian Fitzek als Serie auf der Streaming-Plattform Amazon Prime Video angelaufen ist, haben jetzt die Dreharbeiten zur Verfilmung seines Bestsellers »Der Heimweg« begonnen. Das Filmprojekt ist wieder eine Kooperation zwischen Fitzek, Ziegler Film und Prime Video Deutschland. Der Roman erschien 2020 bei Droemer Knaur und war insgesamt 120 Wochen auf den Bestellerlisten (boersenblatt.net)
Kamphausen-Autor*innen mit neuer verlegerischer Heimat
Die Kamphausen Media GmbH hat sich entschlossen, das Unternehmen in der bisherigen Form nicht weiterzuführen. Nach partnerschaftlichen Verhandlungen findet ein Teil der langjährigen Autor*innen mit ihren Werken ab 1. Januar 2024 eine neue verlegerische Heimat in verschiedenen Verlagen der Penguin Random House Verlagsgruppe (buchmarkt.de)
Colm Tóibín erhält Würth-Preis
Der irische Autor Colm Tóibín wird mit dem 14. Würth-Preis für Europäische Literatur 2024 ausgezeichnet. Er sei »einer der großen europäischen Erzähler seiner Zeit«, urteilte die Jury. Die Stiftung Würth verleiht die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung der Mitteilung zufolge im Frühsommer 2024 im Carmen Würth Forum in Künzelsau. Colm Tóibín gilt als einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart, vielfach preisgekrönt. Zu seinem Werk gehören Romane wie »Nora Webster« (2014, dt. 2016) und »The Blackwater Lightship« (1999, dt. »Das Feuerschiff von Blackwater«, 2001), aber auch Journalismus, Kritik, Drama und mehr (boersenblatt.net)
Erzählen mit ChatGPT
Kann ChatGPT Literatur produzieren, oder besser gefragt: Kann man mit ChatGPT kreative Erzähltexte generieren? Nicht ohne gedankliche Vorkehrungen, und dann auch nur bedingt, wie ein Experiment der Autorin Jenifer Becker, des Autors Juan S. Guse und beider Lektor Albert Henrichs (S. Fischer) beweist (boersenblatt.net)
Wort des Jahres: Krisenmodus
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat »Krisenmodus« zum Wort des Jahres 2023 gewählt. Das gab die GfdS am 8. November in Wiesbaden bekannt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Begriffe »Antisemitismus« und »leseunfähig«. Eine Jury wählte diese Rangfolge aus einer Liste von zehn Wörtern, die aus ihrer Sicht die öffentliche Diskussion der vergangenen Monate dominiert und das Jahr wesentlich geprägt haben (boersenblatt.net)
Juli Zeh erhält Hannelore-Greve-Literaturpreis
Die deutsche Schriftstellerin Juli Zeh erhält den Hannelore-Greve-Literaturpreis für ihre tiefgründigen Beobachtungen in der deutschsprachigen Literatur. Das gab die Hamburger Autorenvereinigung bekannt. Die 48-Jährige erhält den Preis für ihre Fähigkeit, deutsche Befindlichkeiten in ihren Werken präzise und scharfsinnig darzustellen (boersenblatt.net)
PERSONALIA
Die Münchner Literaturagentin Anoukh Foerg zieht sich zum Jahresende aus der Branche zurück und verkauft ihre Agentur an die Zürcher Agentur Mohrbooks. Foerg startete 1990 bei der literarischen Agentur Agence Hoffman, schied dort 2008 aus der Geschäftsführung aus, bevor sie ihre eigene Agentur gründete. Seitdem zählen Autor*innen wie Cecelia Ahern, Margaret Atwood, Simon Beckett, Elizabeth George, Bonnie Garmus, Jojo Moyes, Lucinda Riley oder Nicholas Sparks zu ihren Klient*innen, aber auch deutschsprachige Autor*innen wie Manuela Inusa (buchmarkt.de)
Der Gutkind Verlag stockt sein Lektorat auf: Sita Bertram, zuvor bei hanserblau und Goldmann tätig, wechselt ebenso zu Gutkind wie Lisa Mannagottera, zuvor in den Agenturen Michael Gaeb und Kossack tätig (buchmarkt.de)
VERSTORBEN
Vassilos Vassilikos (89), griechischer Autor und Politiker († 30. November 2023)
Sein Roman »Z« und die Verfilmung des Politthrillers machten ihn weltberühmt (spiegel.de)
Guy Stern (101), deutsch-amerikanischer Literaturwissenschaftler († 7. Dezember 2023)
Seine Familie wurde ermordet, er selbst konnte 1937 in die USA fliehen. Für die US-Army verhörte er Kriegsgefangene. Später lehrte er Germanistik und schrieb seine Memoiren (spiegel.de)
Matthias Wegner (86), Verleger, Autor und Journalist († 7. Dezember 2023)
Der Sohn des Hamburger Verlegers Christian Wegner war Geschäftsführer bei Rowohlt und den Bertelsmann Buchclubs (buchmarkt.de)