Streifzug durch die Bücherwelt | November 2023 – III

Blog-Kategorie Streifzug durch die Bücherwelt | Foto: h11ok/pixabay

Übernahmen, Fusionen, ein Rücktritt und Ärger um eine Preisverleihung, diesmal schon im Vorfeld – die Neuigkeiten aus der Welt der Bücher in den letzten beiden Wochen.

Bachtyar Ali erhält Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil

Der aus Kurdistan stammende Autor wird mit dem Hilde-Domin-Preis der Stadt Heidelberg ausgezeichnet. Er wird an Schriftsteller*innen vergeben, die im Exil in Deutschland leben und in deutscher Sprache publizieren. Sein Werk erscheint im Unionsverlag (boersenblatt.net)

Regula Venske tritt als Generalsekretärin des PEN International zurück

Die Hamburger Autorin Regula Venske legt ihr Amt im Schriftstellerverband PEN International nieder. Sie begründet den Rücktritt mit dem »Mangel an Empathie« in Aussendungen des Londoner Sekretariats der Vereinigung zu den aktuellen Ereignissen im Nahen Osten (spiegel.de)

Literaturpreis der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt für Jochen Schmidt

Am 8. November zeichnete die Stahlstiftung Eisenhüttenstadt Jochen Schmidt – vor allem bekannt geworden mit seinem Roman »Phlox« – für sein literarisches Wirken aus. Der Literaturpreis der Stiftung des Stahlkonzerns ArcelorMittal ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 2005 vergeben (boersenblatt.net)

Mattias Edvardssons »Die Lüge« startet bei Netflix

Die Serienadaption des Spannungs-Bestsellers vom schwedischen Penguin-Autor startet am 24. November auf Netflix. Darin müssen sich ein Pfarrer und eine Anwältin fragen, wie gut sie ihre Tochter wirklich kennen – und wie weit sie gehen, um sie zu schützen (buchreport.de)

Charlotte Gneuß wird Stadtschreiberin in Dresden

Die Jury hat entschieden: Die Autorin Charlotte Gneuß (»Gittersee«, S. Fischer) wird im Jahr 2024 Dresdner Stadtschreiberin. Für ein halbes Jahr erhält sie mit dem Amt ein Stipendium und eine mietfreie Wohnung in Dresden. Das Stipendium wird von der Landeshauptstadt Dresden in Kooperation mit der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vergeben (boersenblatt.net)

Neue Direktorin in Leipzig

Die Leipziger Buchmesse hat eine Nachfolgerin für den langjährigen Direktor Oliver Zille gefunden: Die Germanistin und Anglistin Astrid Böhmisch war zuvor beim Digitalpublisher Bookwire und dem Piper-Verlag tätig. Sie übernimmt zum 1. Januar 2024 (sueddeutsche.de)

Geschwister-Scholl-Preis für David Van Reybrouck

Dem Schriftsteller und Historiker David Van Reybrouck wurde in München vor rund 600 geladenen Gästen der Geschwister-Scholl-Preis verliehen. Er erhält den Preis für sein Buch »Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt«. Die Auszeichnung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern und der Landeshauptstadt München ist mit 10.000 Euro dotiert (buchmarkt.de)

Passen sich Autoren an Konzerne an?

Eine steile These vertritt der US-Literaturwissenschaftler Dan Sinykin: Schriftsteller*innen würden sich den Erwartungen von Konzernverlagen fügen – was sie bei unabhängigen Verlagshäusern nicht täten. Sinykin behauptet in seinem Buch »Big Fiction«, dass die »Konzernisierung« des Verlagswesens Schreiben und Lesen verändert hätten. Bedeutende Schriftsteller wie Philip Roth, Don DeLillo, Toni Morrison oder Cormac McCarthy hätten sich dennoch in den Grenzen des neuen Marktes ästhetisch behauptet und »unter den Zwängen trotzdem bedeutende und zugleich erfolgreiche Bücher« geschrieben (boersenblatt.net)

Großer Preis des Deutschen Literaturfonds für Annette Pehnt

Die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Annette Pehnt hat den mit 50.000 Euro dotierten Großen Preis des Deutschen Literaturfonds erhalten. Die in diesem Jahr bereits zum vierten Mal verliehene Auszeichnung wurde im Colloquium Berlin überreicht. Geehrt wurde damit das Gesamtwerk der Autorin (lesering.de)

Nicolas Mahler leitet Schule für Dichtung

Die Schule für Dichtung Wien (sfd) hat einen neuen künstlerischen Leiter: Auf den Radiomacher und Musiker Fritz Ostermayer folgt Anfang 2024 der renommierte Comic-Autor Nicolas Mahler (boersenblatt.net)

Vivendi schnappt sich Hachette

Der französische Mischkonzern Vivendi meldet Vollzug und den Abschluss des Kaufs der Lagardère-Gruppe inklusive deren Buchverlagstochter Hachette Livre. Diese ist in Frankreich marktführend und zusammen mit ihren weiteren internationalen Geschäften (USA, UK) einer der größten Buchkonzerne der Welt. Damit der Kauf von Lagardère durchging, musste Vivendi jedoch zunächst sein Portfolio bereinigen und u.a. den zweitgrößten Buchverlag Frankreichs, Editis, verkaufen. Das war die Auflage der EU-Kommission (buchreport.de)

Autorenwelt stellt Forum ein

Nach acht Jahren werden wir das Forum auf der Autorenwelt gegen Ende des Monats einfrieren. Bestehende Einträge und Diskussionen werden nach wie vor online sichtbar sein, sodass wertvolles Wissen erhalten bleibt. Neue Einträge können dann keine mehr verfasst werden. Konstant abnehmende Nutzung und der nötige Zeitaufwand werden als Gründe genannt (autorenwelt.de)

Erstes Anne-Goldmann-Stipendium vergeben

Anja Schwennsen erhält das Anne-Goldmann-Stipendium des gemeinnützigen Autorinnen-Netzwerks HERland, das eine Autorin bei einem Projekt deutschsprachiger Spannungsliteratur unterstützt. Anja Schwennsen wird mit 3.000 Euro bei ihrem Projekt »Glücksvollzug« unterstützt (boersenblatt.net)

Literaturverfilmungen

Ende November kommt eine ganze Reihe von Filmen mit Buchbezug ins Kino:
Die Verfilmung von Sylvain Tessons Reisebericht »Auf versunkenen Wegen« kommt am 30. November als »Auf dem Weg« in die Kinos. Die Geschichte handelt von einer Wanderung durch Frankreich, die ihren Protagonisten zurück ins Leben und zu sich selbst führt.
Regisseur Rubén Abruña folgt in »Holy Shit« der Spur menschlicher Fäkalien von den Pariser Abwasserkanälen bis zu einer der größten Kläranlagen in Chicago und fragt sich, ob unsere Ausscheidungen nicht als Ressource zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten.
Savas Coban will sich entgegen der Vorstellungen seiner traditionellen türkischen Familie als Extremsportler verwirklichen. Der Dokumentarfilm »Trail der Träume« begleitet ihn auf diesem Weg, als er in 86 Tagen rund 86 Ultramarathons durch Peru läuft.
Die 17-jährige Asha lebt im Königreich der Wünsche, in dem jeder Wunsch in Erfüllung gehen kann. Eines Tages äußert sie einen Wunsch, der in Form eines kleinen Balls aus unendlicher Energie beantwortet wird. Gemeinsam mit diesem Ball namens Star und ihrer Ziege Valentino begibt sich Asha in »Wish« auf eine abenteuerliche Reise, um ihre Gemeinschaft zu retten.
Auf dem Basketballfeld eifert Ryota Miyagi seinem älteren Bruder nach. Doch nach dessen tragischem Tod kämpft der Teenager mit Selbstzweifeln und versucht zugleich, seine sportliche Karriere voranzutreiben. Band 1 von Takehiko Inoues Mangareihe »Slam Dunk« über die Spieler des Basketballteams der Shohoku High erscheint Ende November bei Carlsen (buchreport.de)

Hoffmann & Campe stoppt Verkauf

Der Fernsehjournalist und Russland-Experte Hubert Seipel hat laut ZDF-Recherchen 2018 für sein Buchprojekt »Putins Macht« 600.000 Euro von einem Putin-nahen Oligarchen erhalten. Nach der Offenlegung der Recherchen sieht sich Hubert Seipel von mehreren Seiten heftiger Kritik ausgesetzt. Das Grimme-Institut lässt die Vergabe eines Preises an den Journalisten (der 2009 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde) überprüfen. Der NDR teilte am Dienstagabend mit, dass er rechtliche Schritte prüfen wolle. Schließlich hat jetzt auch der Verlag Hoffmann & Campe zu einer Reaktion entschieden und beschlossen, den Verkauf von Seipels Büchern zu stoppen (lesering.de)

Offener Brief zur geplanten KI-Grundverordnung

Das Netzwerk Autorenrechte hat einen Offenen Brief zur Haltung Deutschlands zur geplanten KI-Grundverordnung an den Bundeskanzler, den Vizekanzler sowie an den Bundesminister für Digitales und Verkehr gesandt. Darin: der Vorwurf, den Konsens der EU-Mitgliedsstaaten zur gesetzlichen Regulierung von KI und insbesondere der Auskunftspflichten und Risikoverantwortung für Entwickler generativer Informatik zu unterlaufen (buchmarkt.de)

Booker-Preis für Paul Lynch

Der irische Autor Paul Lynch hat den renommierten britischen Booker Prize 2023 gewonnen. Der 46-Jährige, der in Dublin lebt, erhielt die mit 50.000 Pfund (rund 57.500 Euro) dotierte Auszeichnung für seinen Roman »Prophet Song«. Die Jury nannte Lynchs fünften Roman über eine tyrannische irische Regierung »einen Triumph des emotionalen Erzählens, mutig und anregend«. Er fange mit großer Lebendigkeit die sozialen und politischen Ängste unserer Zeit ein (spiegel.de) Die deutsche Übersetzung des Romans übernimmt Eike Schönfeld, der Stuttgarter Klett-Cotta-Verlag wird die deutsche Ausgabe im September 2024 unter dem Titel »Das Lied des Propheten« veröffentlichen (buchreport.de)

Thomas-Mann-Preis 2024 an Navid Kermani

Der Schriftsteller Navid Kermani erhält den mit 25.000 Euro dotierten Thomas-Mann-Preis der Stadt Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Gekürt werde damit Kermanis erzählerisches und essayistisches Werk: »analytische Brillanz und mitfühlende Anteilnahme« (lesering.de)

Strategische Vertriebspartner

Der Verlag Eugen Ulmer und der Kneipp Verlag Wien gehen ab Frühjahr 2024 eine strategische Vertriebspartnerschaft ein. Ziel dieser Partnerschaft ist es, zwei starke Verlagsprogramme im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden zu bündeln und bestmöglich im Handel in Deutschland sichtbar zu machen. Dies soll mit einem starken gemeinsamen Key Account bei Ulmer und einem flächendeckenden Außendienst erreicht werden. Die Kneipp-Titel werden über die VVA ausgeliefert (buchmarkt.de)

Teresa Präaur erhält Bremer Literaturpreis

Die österreichische Schriftstellerin Teresa Präauer erhält den mit 25.000 Euro dotierten Bremer Literaturpreis 2024 für ihren Roman »Knochen im falschen Jahrhundert«. In ihrem Buch verbinde Präaur auf »einzigartige Weise Witz, Analyse und existenzielle Unruhe«, so die Jury (lesering.de)

ZEIT-Sonderausgabe »100 Bücher – 100 Gefährten fürs Leben«

Am Samstag, 25. November, erschien eine Sonderausgabe der ZEIT mit dem Titel »100 Bücher – 100 Gefährten fürs Leben: Die neue ZEIT-Bibliothek der Weltliteratur«. Für die Ausgabe hat die Redaktion 100 Bücher der Weltliteratur ausgewählt. Sie werden von ZEIT-Autorinnen und Gast-Autoren rezensiert (buchmarkt.de)

Niederdeutsch-Friesisches PEN-Zentrum

Mehrere Schriftsteller*innen haben im November 2023 ein PEN-Zentrum für Niederdeutsch und Friesisch gegründet. »Ziel der Vereinigung ist es, die niederdeutsche und friesische Sprache insbesondere im Bereich der sogenannten ernsthaften Literatur zu pflegen und zugleich als Leuchtturm für jene zu fungieren, die wegen des Gebrauches ihrer Muttersprache verfolgt werden. So unterdrückt der chinesische Staatsapparat die Uiguren und ihre Kultur und das Mullahregime im Iran kurdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Verfolgungen und Repressionen, ungleiche Behandlung von Minderheitensprachen gibt es auf fast allen Kontinenten. Hier kann der NF-PEN zeigen, dass es auch anders geht.« Zum Gründungspräsidenten wählte die Versammlung den ehemaligen Vize-Präsidenten des deutschen PEN-Zentrums Leander Sukov. Zum Generalsekretär bestimmte sie den aus Helgoland stammenden Schriftsteller Reimer Boy Eilers (autorenwelt.de)

Walter-Serner-Preis 2023 an Kenan Kokić

Der mit 5.000 Euro dotierte Walter-Serner-Preis, vergeben von rbbKultur und dem Literaturhaus Berlin, geht in diesem Jahr an Kenan Kokić für seine Erzählung Gegen Ende hin. Der Text überzeugte die Jury als »eindringliche und kunstvoll erzählte Momentaufnahme über Migration und Maschinen, Sprechen und Schweigen« (buchmarkt.de)

Preisverleihung ausgesetzt

Die Stadt Bochum setzt eine ursprünglich vorgesehene Preisvergabe an die Autorin und Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo wegen möglicher Unterstützung eines Israel-Boykotts aus. Eine Jury hatte sich am 10. November für die deutsch-britische Schriftstellerin (»Adas Raum«) als nächste Trägerin des mit 15.000 Euro dotierten Peter-Weiss-Preises ausgesprochen. Der Sachverhalt werde geprüft. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, sei die Verleihung des Preises an Otoo undenkbar, hieß es seitens der Stadt (spiegel.de)

Schweizer Buchpreis 2023 für Christian Haller

Der Dramaturg und Schriftsteller Christian Haller ist am Sonntag im Theater Basel mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet worden. Haller erhielt die mit 30.000 Franken dotierte Auszeichnung für sein Buch »Sich lichtende Nebel« (lesering.de)

Die meisten Buchhändler*innen blicken positiv ins Weihnachtsgeschäft

In einem Monat ist Heiligabend! Wie stark wird das Weihnachtsgeschäft, die wichtigste Zeit für den deutschen Buchhandel? Diese Frage stellt sich jedes Jahr aufs Neue. 12 von 14 Buchhändler*innen gehen laut Buchmarkt-Befragung davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft 2023 stabil bzw. besser als das Vorjahr wird. Die meiste Sorge macht den Sortimenter*innen die Lieferbarkeit von Titeln, aber auch die fehlende Kaufbereitschaft rangiert hoch (buchmarkt.de)

PERSONALIA

Theresa Neureiter ist seit Oktober als Lektorin für Geschenkbücher bei arsEdition tätig. Sie war zuvor Sachbuch-Lektorin bei Benvenuto Publishing (buchmarkt.de)

VERSTORBEN

Bernd M. Kübler (78), deutscher Verleger († 13. November 2023)
Der aktive Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter war Gründer und Jahrzehnte lang Verleger des RWS Verlags (buchreport.de)

Antonia S. Byatt (87), britische Schriftstellerin († 16. November 2023)
Zunächst im Schatten ihrer jüngeren Schwester Margaret Drabble, schaffte sie ihren Durchbruch 1990 mit dem Roman »Besessen« (faz.net)

John Röhl (85), deutsch-britischer Historiker und Autor († 17. November 2023)
»Britisch in der Ironie, deutsch in der Leidenschaft für die Sache« war der Autor der unübertrefflichen Biographie Kaiser Wilhelms II. (faz.net)

Ilona Lagrene (73), Autorin und Sinti-und-Roma-Bürgerrechtlerin († 19. November 2023)
Die Bürger- und Frauenrechtlerin wurde für ihr Engagement u. a. mit der Staufermedaille in Gold und dem Hildegard-Lagrenne-Preis der Stadt Mannheim ausgezeichnet (boersenblatt.net)

Pawel Huelle (66), polnischer Autor († 27. November 2023)
Der gebürtige Danziger wurde vor allem mit seinem Erstling »Weiser Davidek« bekannt, der in viele Sprachen übersetzt und 2000 verfilmt wurde (faz.net)

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