Der Apostroph:
Kleines Häkchen mit großem Verdruss

Es gibt wenige Satzzeichen, sie so häufig falsch eingesetzt werden wie der Apostroph. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach …

Das ist mit zunehmendem Einfluss der englischen Sprache hierzulande nicht besser geworden. Und wir alle haben sie schon gesehen, die Schilder im Schaufenster, die uns »PC’s« verkaufen, »Noah’s Arche«, die am Ufer dümpelt, und den Hinweis, dass »Montag’s« geschlossen ist. Der Duden kennt beziehungsweise fordert immer weniger Anwendungen für den Apostroph, nichtsdestotrotz feiert das kleine Häkchen fröhliche Urständ – nein, ohne Apostroph 😉

Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach …

Wie benutzt man ihn richtig?

Die ureigene Aufgabe des Apostrophs ist es, eine Auslassung zu kennzeichnen. Deshalb bezeichnet man das kleine Häkchen im Deutschen auch als Auslassungszeichen. Fehlt ein Buchstabe oder ein Wortteil, dann setzt man einen Apostroph. Der Ku’damm ist das korrekte Kurzwort für den Kurfürstendamm, Schreibfaule leben in M’gladbach, D’dorf oder Lu’hafen.

In der Lyrik werden wir – dem Versmaß geschuldet – häufiger auf das Auslassungszeichen treffen. »Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif«, mit »manch’ bunte Blumen …« kennt wohl jeder noch aus dem Deutschunterricht, vielleicht auch Theodor Fontanes »Brück’ am Tay«. Dialoge in zeitgenössischen Romanen verwenden häufig Umgangssprache, auch da hat der Apostroph Sinn und Platz: »Geh’n wir ’ne Runde um den Block?«

Zusammengezogene Wörter sind eine weitere ureigene Spielwiese des Auslassungszeichens: Geht’s (statt geht es) dir gut?, Macht’s (macht es) dir was aus? Allerdings ist viel Derartiges inzwischen so verschmolzen, dass die ausgeschriebene Version Seltenheitswert hat. Dem passt sich der Duden an und segnet inzwischen gehts, nimms, hats, sags und so einiges mehr ab. Ans, aufs, fürs ebenso wie zur, überm, beim schreibt heute niemand mehr mit Apostroph, obgleich es zusammengezogene Wörter sind.

Ähnlich verhält es sich mit dem Endungs-e bei Verben: ich stehe, lasse, sage und ähnliches wird – gänzlich apostrophfrei – zu ich steh im Regen, ich sag dir ja oder heul hier nicht rum. Auch Fügungen, die häufig gebraucht und unmissverständlich sind, fallen unter das Duden-Gebot »sollte nicht mehr mit Apostroph geschrieben werden«: Freud und Leid, ruhig Blut, hier und heut.

Und wo ist er falsch?

Niemals gehört ein Apostroph vor ein Plural-s, egal ob bei deutschen oder aus dem Englischen übernommenen Wörtern: Studios und Shops vermissen keinen Buchstaben und brauchen daher auch kein Auslassungszeichen. Ebenso wenig gehört jemals ein Apostroph vor den letzten Buchstaben eines Wortes, auch wenn das zufällig ein s sein sollte: nicht’s, eigen’s, recht’s und link’s verursacht ebenso wie Montag’s Augenkrebs. Auch das Genitiv-s wird dem Wort einfach angehängt: Omas Küche, Willis Auto und Sonjas Spielecke schreibt man ohne Apostroph.

Nun, der Genitiv kocht ja gern sein eigenes Süppchen – und macht beim Apostroph keine Ausnahme. Karins Buch und Konrads Motorrad schreibt man selbstverständlich ohne Apostroph, aber wenn das Genitiv-s wegfällt, weil der Name auf s, ss, ß, tz, z oder x endet, dann muss das Auslassungszeichen wieder ran – logisch, da fehlt ja dann ein Buchstabe. Also: Hans’ Haus, Max’ Mutter, Grass’ Blechtrommel. Tatsächlich erlaubt der Duden sogar ein Genitiv-Auslassungszeichen für Gewerbe: Bertl’s Grill, Andrea’s Bar und Papa’s Weinstube sind also möglich.

Wo findet man den richtigen Haken?

Der korrekte Apostroph ist ein Häkchen, das dem Komma oder dem einfachen Anführungszeichen ähnelt (der »Neuner«) und weniger Platz einnimmt als ein normaler Buchstabe. Mir sind in meinem Berufsleben schon die abenteuerlichsten Versionen von Apostrophen untergekommen. Erstaunlich, welche Zeichen auf der Tastatur dafür schon herhalten mussten. Das unscheinbare Häkchen oberhalb des Hashtags (#), eigentlich ein einfaches Anführungszeichen, funktioniert meist prima. Wer es gleich korrekt machen will – und für die Fälle, in denen Shift+# versagt: gedrückte ALT-Taste und 0146.

Ist doch alles ganz einfach zu merken, oder?

Fun Fact am Rande: Man sollte sich auf keinen Fall Tricks und Kniffe in Sachen Apostroph von der KI vorsetzen lassen 😉

Dieser Artikel von mir ist in der November-Ausgabe 2023 des Bookerfly-Magazins erschienen.


Haben Sie das mit dem Apostroph verinnerlicht? Oder zählt der kleine Haken auch zu Ihren Feindbildern? Lassen Sie es mich wissen und schreiben Sie es mir in die Kommentare!

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