Messeneuigkeiten, Verfilmungen und das Morden wird nicht unbeliebter – die Neuigkeiten aus der Welt der Bücher in den letzten beiden Wochen.
Ingeborg-Bachmann-Preis 2023 für Valeria Gordeev
Der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg Bachmannpreis geht in diesem Jahr an die deutsche Autorin Valeria Gordeev (»Er putzt«). Die Schweizerin Laura Leupi (»Das ABC der sexualisierten Gewalt«) wurde mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet, der KELAG-Preis geht an den deutsch-polnischen Autor Martin Piekar (»Mit Wänden sprechen / Pole sind schwierige Volk«), der auch den BKS-Bank-Publikumspreis erhielt. Mit dem Deutschlandfunkpreis wurde die Österreicherin Anna Felnhofer (»Fische fangen«) ausgezeichnet (lesering.de)
Trend zum Roman-Fachhandel
Im deutschsprachigen Markt werden weniger Bücher gekauft. Die breite Erklärungspalette reicht von der aktuell krisengebremsten Konsumneigung über Veränderungen in der Mediennutzung bis hin zu gesellschaftlichen Herausforderungen wie den massiven Lesedefiziten von Kindern. Buchreport-Chefredakteur Thomas Wilking hat auffällige Impulse gefunden, die auf eine recht lebendige und krisenresistente belletristische Buchkultur verweisen (buchreport.de)
Robert-Gernhardt-Preis 2023 für Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann
Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann erhalten den Robert Gernhardt Preis 2023. Diese Entscheidung der Jury hat Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn bekanntgegeben. Den Preis loben das Land Hessen und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) gemeinsam aus. Die Preisträgerinnen teilen sich das von der WIBank gestiftete Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro (buchmarkt.de)
Geschichte als Graphic Novel
Augsburg im Dreißigjährigen Krieg: Der Leiter des Maximilianmuseums Dr. Christoph Emmendörfer hat zusammen mit dem Zeichner Paul Rietzl eine Graphic Novel veröffentlicht. Begleitend zur aktuellen Ausstellung Elias Holl (1573 – 1646). Meister – Werk – Stadt im Maximilianmuseum ist die Graphic Novel »Erlösung. Augsburg im Dreißigjährigen Krieg« (Sandstein Verlag) erschienen. Illustriert hat den Comicroman der Zeichner Paul Rietzl. Den Text hat der Leiter des Maximilianmuseums und Kurator der Holl-Ausstellung Dr. Christoph Emmendörffer verfasst, der die historischen Hintergründe dazu recherchiert hat (auxlitera.de)
»Buchbranche engagiert und selbstbewusst angesichts herausfordernder Welt- und Wirtschaftslage«
Bei seiner Wirtschaftspressekonferenz am 5. Juli präsentierte der Börsenverein detaillierte Zahlen zum Buchmarkt 2022 – und zog eine Halbjahresbilanz für 2023: »Auf die Corona-Pandemie folgten Beschaffungsengpässe, Energiekrise und Konsumtief: In Zeiten der Polykrise geht die Buchbranche engagiert die Herausforderungen an und schlägt eine Brücke zwischen digital und analog. Mit Blick auf den Gesamtumsatz der Branche sind auch auf dem Buchmarkt die Auswirkungen der allgemeinen Kaufzurückhaltung spürbar: Der Branchenumsatz ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent zurück. Die Halbjahresbilanz 2023 fällt zweischneidig aus. Zwar liegt der Umsatz über alle Vertriebswege hinweg 4,1 Prozent über dem der ersten sechs Monate 2022 – im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit werden aber weniger Bücher verkauft und im Buchhandel vor Ort besteht noch eine deutliche Umsatzlücke« (buchmarkt.de)
Klett kauft Bildungsverlag Zwijsen
Die Klett Gruppe, zu den größten Verlagen zählend, baut ihre Präsenz auf europäischen Bildungsmärkten aus: Gerade hat sie den niederländisch-belgischen Bildungsmedienverlag Zwijsen übernommen. Zwijsen hat Standorte in Tilburg (Niederlande) und Antwerpen (Belgien) und ist ein Anbieter von Schulbüchern sowie digitalen Lehr- und Lernmaterialien für die Primarschule (buchreport.de)
Buchschmiede-Autor*innentreff
Der österreichische Selfpublishing-Anbieter »Buchschmiede« veranstaltet vom 25. bis 30. September zum zweiten Mal ein Onlinetreffen für Autorinnen, Autoren und die, die es werden wollen. Das kostenlose Event bietet umfassende Informationen rund ums Thema Buch schreiben, veröffentlichen und vermarkten (autorenwelt.de)
Crespo Foundation schreibt »Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte 2024« aus
Die Crespo Foundation sucht zum siebten Mal kritische Wortmeldungen deutschsprachiger Autor*innen. Der WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte zeichnet exzellente literarische Texte aus, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Der Preis ist mit 35.000 Euro dotiert, Texte können bis zum 30. September 2024 eingereicht werden (buchmarkt.de)
Wie TikTok die Jugend zum Papierbuch bringt
Ausgerechnet auf der Videoschnipsel-Plattform TikTok ruht die Hoffnung der Literaturbranche: Unter dem Hashtag #BookTok verbreitete Kurzrezensionen lassen junge Menschen wieder zum gedruckten Buch greifen (spiegel.de)
Charles Dickens’ »Große Erwartungen« kommt im Stream
Die Serien-Adaption von Charles Dickens’ Klassiker »Große Erwartungen« wird ab 12. Juli exklusiv auf Disney+ gestreamt. Zum Hintergrund: Wenn die Werke sowie deren Entstehungsgeschichte oder die Biografie eines Autors rund 150 Jahre nach dessen Tod in steter Regelmäßigkeit für das Kino aufgearbeitet werden, zeugt dies von einer herausragenden Bedeutung dieses Schriftstellers für die Literaturgeschichte. In sechs Episoden bringt Disney+ die zwischen 1860 und 1861 als Fortsetzungsroman veröffentlichte Erzählung auf die heimischen Bildschirme. Zum Inhalt: Anfang des 19. Jahrhundert wird der Waisenjunge Pip von einem unbekannten Gönner aus seinem ärmlichen Dorf nach London geholt. Dort wird er zur Spielfigur in den Racheplänen seiner alten Ziehmutter. In Buchform erscheint »Große Erwartungen« unter anderem bei Hanser, Insel und Anaconda (buchreport.de)
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: Vier neue Mitglieder
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat vier neue Mitglieder zugewählt: Die Sprachwissenschaftlerin Nanna Fuhrhop, die Schriftsteller Erik Fosnes Hansen und Norbert Gstrein sowie den Kulturwissenschaftler Thomas Macho. Mit diesen Zuwahlen zählt die Akademie 193 Mitglieder (boersenblatt.net)
Irmtraud-Morgner-Literaturpreis 2023 für Marica Bodrožić
Die Schriftstellerin Marica Bodrožić erhält für ihr literarisches, lyrisches und essayistisches Werk den Irmtraud-Morgner-Preis 2023. „Ihre fein gewobenen Texte zeugen von überaus scharfsinnigen, weltaufnehmenden und welteinlassenden Beobachtungen und Wahrnehmungen, die stets mit Augenblicken der Erkenntnis einhergehen und deren ‚verwandelnde‘ Kraft wie ein Funke auf den Leser überspringt. Als Grenzgängerin zwischen Kulturen, Sprachen und Gattungen, zwischen Innerem und Äußerem, Realität und Imagination, Körper, Gefühl und Bewusstsein, Fragen und Antworten eröffnet sie begehbare Passagen«, so die Jury-Begründung. Der Irmtraud-Morgner-Literaturpreis wird alle fünf Jahre vom Chemnitzer Frauenzentrum Lila Villa verliehen. Er ist mit 2.500 Euro dotiert – erbracht aus Spenden – und würdigt das Werk von Autor*innen, die sich im Sinne der Schriftstellerin Irmtraud Morgners (1933-1990) mit den Grundbedingungen der menschlichen Existenz und Möglichkeiten ihrer Erweiterung, auseinandersetzen (buchmarkt.de)
»Tauben im Gras« wird um Alternativroman ergänzt
Wolfgang Koeppens »Tauben im Gras« ist Pflichtlektüre an Baden-Württembergs Schulen – wird aber für die Verwendung des rassistischen »N-Wortes« scharf kritisiert. Nun soll Anna Seghers’ »Transit« Alternativlektüre werden. Seit Frühjahr schwelt eine Debatte über Wolfgang Koeppens »Tauben im Gras«. Das Buch gilt als Klassiker der Nachkriegsliteratur; der Streit entzündete sich vor allem an der häufigen Verwendung des »N-Wortes« in dem Roman (spiegel.de)
Lange Nacht der Literatur
Bereits zum zehnten Mal findet am ersten Samstag im September die Lange Nacht der Literatur in Hamburg statt. Am 2. September 2023 kommen auf Einladung von über 46 Veranstaltern, darunter 25 Buchhandlungen, Autor*innen und das Publikum bei Lesungen, Diskussionsrunden oder anderen Formaten wie einem Diary Slam zusammen. Beim Ausklang im Literaturhaus wird das Jubiläum mit einem besonderen Programm gefeiert (boersenblatt.net)
Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung für Charlotte Gneuß
Der mit 15.000 Euro dotierte Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler geht in diesem Jahr an Charlotte Gneuß. Ausgezeichnet wird sie für ihren Debütroman »Gittersee«, der am 30. August im S. Fischer Verlag erscheint. In der Begründung der Jury heißt es: »Charlotte Gneuß weist mühelos auf, die DDR ist noch nicht zu Ende erzählt« (buchmarkt.de)
True Crime steht hoch im Kurs
Die Faszination für Verbrechen scheint ungebrochen zu sein – neben zahllosen fiktiven Fällen gibt es eine Menge wirkliche Morde. Die Fantasie von Autor*innen und Leserschaft beschäftigen vor allem solche, die nie aufgeklärt wurden (Cold Cases) oder deren Umstände so mysteriös waren, dass sie schon deshalb Thriller-Potenzial haben. True Crimes erfreuen sich nicht nur in Magazinen und Podcasts großer Beliebtheit, sie sind inzwischen sogar zu einer Einnahmequelle für Krimiautor*innen geworden (boersenblatt.net)
Lizenz zum Töten
In seiner Buchmarkt-Kolumne befasst sich Literaturagent Thomas Montasser diesmal mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Hörbuchmarkt … oder, genauer gesagt: mit Streamingdiensten. Ein eindrucksvolles Plädoyer für ein kollektives »Nein« von Seiten aller Autoren, wenn sie sich nicht selbst ihr Grab schaufeln wollen – lesens- und vor allem annehmenswert! (buchmarkt.de)
tolino media lädt zum ersten SchreibBarCamp
Die Selfpublishing-Plattform tolino media veranstaltet am 16. September das erste SchreibBarCamp im Gutenberg Digital Hub in Mainz. Dabei wird auch der tolino media Newcomerpreis verliehen. Das SchreibBarCamp sei eine innovative Veranstaltung, die Schreibbegeisterte aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen soll, um ihre Erfahrungen auszutauschen, neue Ideen zu entwickeln und sich über die neuesten Trends und Technologien im Schreibbereich zu informieren, umreißt tolino media in der Ankündigung (boersenblatt.net)
Agenturen Gaeb und Eggers schließen sich zusammen
Die Agenturen von Petra Eggers und Michael Gaeb werden künftig als Literarische Agentur Gaeb & Eggers GmbH gemeinsame Wege gehen. Beide Teams werden zusammengeführt, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Die Agentur wird von Michael Gaeb geschäftsführend geleitet, Petra Eggers konzentriert sich auf ihre Tätigkeit als Agentin (buchmarkt.de)
Deutscher Übersetzerfonds bewilligt 310.200 Euro
Dreimal im Jahr vergibt der Deutsche Übersetzerfonds Stipendien an literarische Übersetzerinnen und Übersetzer. In der zweiten Vergaberunde dieses Jahres sind in zwei Jurysitzungen Ende Juni insgesamt 82 Bewerberinnen und Bewerber für eine Förderung ausgewählt worden. Das teilte der Deutsche Übersetzerfonds in Berlin mit. Unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten seien 65 Übersetzerinnen und Übersetzer mit Deutsch als Zielsprache und 17 Übersetzerinnen und Übersetzer mit Deutsch als Ausgangssprache. Insgesamt sind 310.200 Euro bewilligt worden, rechnet der Deutsche Übersetzerfonds zusammen (boersenblatt.net)
LIT:potsdam endet mit Besucherrekord
Die 11. Ausgabe des Festivals LIT:potsdam ist mit einem Besucherrekord zu Ende gegangen. Laut Veranstalter kamen insgesamt rund 4.000 Menschen zu den über 30 literarischen Veranstaltungen an schönen Orten in Potsdam. Erstmals hatte in diesem Jahr der Literaturkritiker Denis Scheck das Programm kuratiert. »Wir sind überwältigt von dem großen Interesse an LIT:potsdam! Und wir haben uns sehr gefreut, dass wir zum Beispiel mit dem Thema Diversität noch mehr jüngeres Lesepublikum anziehen konnten«, sagt Marianne Ludes, die Vorstandsvorsitzende des Vereins Lit:pots e. V. Die nächste Ausgabe von LIT:potsdam wird vom 2. bis 7. Juli 2024 stattfinden (buchmarkt.de)
Kathrin Röggla erhält Böll-Preis
Die Autorin Kathrin Röggla wird mit dem Heinrich-Böll-Preis 2023 der Stadt Köln ausgezeichnet. »Eleganz und Präzision ihres Schreibens setzen Maßstäbe – eine Schriftstellerin, die mit drei Adjektiven beschrieben werden kann: engagiert, interessiert, elaboriert«, urteilte die Jury (boersenblatt.net)
Verkaufsmesse mit Seeblick: »Kleine Verlage am Großen Wannsee«
Trotz dunkler Wolken kamen schon am frühen Nachmittag viele Literaturfreunde zur 18. Ausgabe der Verkaufsmesse »Kleine Verlage am Großen Wannsee« ins Literarische Colloquiums Berlin (LCB). Knapp vierzig unabhängige Verlage – von avant bis Wunderhorn – hatten die Einladung angenommen und präsentierten eine Auswahl ihres Programms in der Villa und im Garten (buchmarkt.de)
Frankfurter Buchmesse: Der Ticket-Shop hat eröffnet
Vom 18. bis 22. Oktober findet die Frankfurter Buchmesse statt – in diesem Jahr wird die 75. Ausgabe gefeiert. Gastland ist Slowenien. Ab sofort sind Tickets erhältlich (boersenblatt.net)
Oliver Zille gibt Ende 2023 Verantwortung für Leipziger Buchmesse ab
»Die Leser*innen haben sich ihre Messe zurückerobert«, kommentierte Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, das diesjährige Event Ende April. Nun teilt die Leipziger Messe Unternehmensgruppe mit: »Nachdem er mehr als 30 Jahre lang das Gesicht der Leipziger Buchmesse war und die erfolgreiche Entwicklung einer der größten deutschen Buchmessen maßgeblich gestaltet hat, gibt Oliver Zille aus persönlichen Gründen seine Aufgaben als Direktor der Leipziger Buchmesse Ende 2023 ab.« Es sind große Fußstapfen, die für den Ersatz des 63-Jährigen zu füllen sind: »Sein unermüdliches Engagement formten die Leipziger Buchmesse zu dem herausragenden Kulturereignis, das sie heute ist«, so Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner (buchmarkt.de)
VERSTORBEN
Ernst Wilhelm Heine (83), Schriftsteller und Architekt († 9. Juni 2023)
Der Autor der satirischen »Kille-Kille-Geschichten« veröffentlichte unter E. W. Heine (boersenblatt.net)
Peter Bieri (79), Schweizer Philosoph und Schriftsteller († 27. Juni 2023)
Unter dem Pseudonym Pascal Mercier schrieb der bei Hanser verlegte Autor fünf Romane, darunter den Welt-Bestseller »Nachtzug nach Lissabon«, 2004 erschienen und in mehr als 40 Sprachen übersetzt (lesering.de)
Victoria Amelina (37), ukrainische Schriftstellerin und Menschenrechtsverteidigerin († 1. Juli 2023)
Wie PEN International und PEN Ukraine melden, wurden bei einem russischen Raketenangriff in Kramatorsk (Ostukraine) mindestens zwölf Menschen getötet und mehr als 60 zum Teil schwer verwundet. Unter den Verletzten war auch Victoria Amelina, die wenige Tage später ihren Verletzungen erlag (boersenblatt.net)