Der Krimi »Tod am Wockersee« ist der erste – in Romanform verewigte 😉 – Fall für Henri Martensen und führt ihn weit zurück in seine Vergangenheit. Autorin Carolyn Srugies schreibt Kurzgeschichten und -krimis, ist Mitglied (und Jurysekretärin) bei den »Mörderischen Schwestern« und legt hier ihren ersten »langen« Krimi vor.
Wofür eine Autopanne doch gut sein kann 😉
Ein kurzweiliger, dank des angenehm flüssigen Schreibstils auch fluffig zu lesender Krimi um einen Cold Case. Pedantische Lektorinnen oder Lektoren finden sicher noch einiges, was man vor dem Druck besser ausgemerzt hätte, aber das tut dem schnellen Lesevergnügen keinen allzu großen Abbruch. Auch die gelegentlich unerwarteten Perspektivwechsel stören beim Lesen nicht zu sehr. Parchim und der norddeutsche Hochsommer sind sehr einnehmend geschildert, man fühlt sich gleich aufgenommen.
Die Truppe, die hier agiert, fällt zunächst durch gewöhnungsbedürftige Namen auf. Ansonsten sind die Figuren vielfältig und teils herzerfrischend, auch wenn die Autorin hier doch einige Klischees bedient. Vornweg natürlich der Hauptprotagonist. Die gelassen-coole Ruhe nehme ich ihm noch gern ab – aber, zack, in ein paar Urlaubstagen und unter emotionalem Superstress einen mehr als 25 Jahre alten Fall mal eben aus dem Handgelenk aufklären? Passend dazu kommt auch die Antagonistin recht eindimensional daher – aber hier will ich natürlich nicht ins Detail gehen, um nicht zu spoilern. Auch bei Henris Gegenpart Ina wirft so einiges an der Figurenzeichnung Fragen auf.
Für mich – aber das ist natürlich persönlicher Geschmack – war es an manchen Stellen einfach ein bisschen »too much«: Müssen es gleich vier Morde sein bzw. werden? Müssen bei allen die Mütter bzw. Ehefrauen / Ehemänner einen tragischen und frühen Tod sterben?
Eine Frage beschäftigt mich jedoch noch immer: Dass sowohl Jan als auch Ina dem guten Henri beim ersten Anblick (nach 27 Jahren!) eine Backpfeife versetzen – gut, wenn’s sein muss, kann ich das aus deren Warte noch nachvollziehen. Aber Henri? Der doch noch immer der festen Überzeugung ist, Lürßmanns Ansage von damals entsprach der Wahrheit? Ich an seiner Stelle hätte der guten Frau aber mal so eine richtige Ansage gemacht.
Fazit: Eine angenehme und nette Lektüre, bei der man allerdings nicht tiefer bohren sollte.
Carolyn Srugies:
Tod am Wockersee
Henri Martensen ermittelt
392 Seiten
als Paperback und E-Book
ISBN10: 3985030359 | ISBN13: 978-3985030354
Erstausgabe: März 2022
Spica Verlag, Blumenholz
Klappentext:
Ein heißer Sommer in Mecklenburg, ein idyllischer See und mindestens ein ungeklärter Mordfall.
Henri Martensen strandet wegen einer Panne in Parchim. Seinen Geburtsort hatte er 27 Jahre zuvor nach dem Abitur aufgrund einer Intrige verlassen. Er hatte sich geschworen, niemals zurückzukehren. Nun stellt der Hauptkommissar fest, dass unmittelbar nach seinem Weggang sein ehemaliger Lehrer tot aus dem Wockersee geborgen wurde. Ermordet. Die Tat wurde nie aufgeklärt. Zur gleichen Zeit sind zwei von Henris Freunden verschwunden. Die beiden wurden nie gefunden. Hängen die rätselhaften Geschehnisse zusammen? Er recherchiert in seinem ehemaligen Umfeld, bei Lehrern, Mitschülern, Freunden und seiner Jugendliebe Ina. Nicht jeder sagt die Wahrheit. Nicht alle sind ihm wohlgesonnen. Henri ahnt nicht, wie sehr er seine Familie in Gefahr bringt.