Anna Castronovo: Stutenblut

Blogkategorie Buchbesprechungen | Foto: Michaela (kranich17)/pixabay

»Eines solltet ihr nie vergessen: Es sind immer noch wir Bauern, die euch satt machen.« Da mag sie Recht haben, die wütende Schweinebäuerin, aaaaaber …

Anna Castronovo, seit Jahren als Journalistin mit Schwerpunkt Pferdethemen bekannt, hat 2015 (»Black Night – Das Experiment«) und 2016 zwei Pferdekrimis mit skandalösen realen Hintergründen vorgelegt. Derzeit befindet sich »Stutenblut« in Überarbeitung und soll irgendwann in Neufassung herauskommen. Die Autorin packt hier zwei reale Skandale in eine fiktive Verbindung. Denn mit der Pharmaindustrie haben beide Skandale zu tun.

Diese Geschichte ist allen Mitarbeitern verschiedener Pharma-Unternehmen gewidmet, die schon einmal versucht haben, mich persönlich oder die Redaktionen, für die ich schreibe, oder die entsprechenden Anzeigenabteilungen unter Druck zu setzen, damit bestimmte Artikel nicht veröffentlicht werden.
Leider ist es ihnen oft gelungen.

Allein schon der Einleitungssatz des Buches lässt tief blicken …

Zum einen geht es – titelgebend – darum, dass aus dem Blut tragender Pferdestuten Medikamente für die Ferkelzucht gewonnen werden. Das benötigte Hormon im Stutenblut ist nur in den ersten vier Monaten der Trächtigkeit verfügbar – und wer wie Lothar Wägelein glaubt, dass die Stuten in Südamerika und inzwischen auch Europa für den Profit nicht leiden und in großer Zahl sterben, der irrt natürlich gewaltig. Zum anderen geht es um einen Feldversuch mit einem genmanipulierten Impfstoff, der zwischen 2012 und 2014 auf einem großen Gestüt in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt wurde.

Lothar Wägelein, eigentlich ein Feigling, wie er im Buche steht, soll für seinen Chef in Südamerika eine Stutenfarm überprüfen, die das Pharmaunternehmen mit Hormonen beliefert. Und bei Anne Moll, der Kommissarin im kleinstädtisch-einsamen Mecklenburg-Vorpommern, wird ein Schweinebauer tot aufgefunden. Wie das zusammenhängt, wer welche Motive hat und wer letztendlich hinter diesem Mord steckt, das dröselt Anna Castronovo auf den knapp 250 Seiten ihres Krimis akribisch auf.

Spannend erzählt, in flüssigem, leicht lesbarem Stil gehalten und bestens recherchiert – ein Krimi ganz nach meinem Geschmack. Es ist aber eben nicht nur ein spannend erzählter Krimi, dem der Zoff zwischen Mutter und Tochter immer wieder ein Stück amüsante Leichtigkeit verschafft – es ist vor allem schwere Kost in Form von Hintergrundinformation über reale Missstände, von denen die wenigsten Leser*innen im Vorfeld eine Ahnung gehabt haben dürften.

Nicht nur eine Empfehlung für Krimifans, nicht nur eine Empfehlung für »Rossnarrische«, wie der Bayer sagt, sondern vor allem eine Empfehlung für Leser*innen, die sich für die Skrupellosigkeit und die Machenschaften profitgieriger Menschen interessieren – aber Vorsicht: Den Status als ahnungsloser Verbraucher ist man danach sicher los. Und einer guten Nachtruhe ist dieses Wissen auch nicht unbedingt zuträglich …

Wer mehr Hintergrund möchte: Auf der Pferdekrimi-Website der Autorin teilt sie einiges.


Anna Castronovo:
Stutenblut
Der Skandal

256 Seiten

ISBN: 978-3741252754
derzeit in Überarbeitung, nur noch gebraucht erhältlich

Erstausgabe: 2016
BoD

Klappentext:

Der Vertreter eines deutschen Pharma-Unternehmens reist auf eine Stutenfarm nach Südamerika. Was er dort sieht, verändert sein Leben. Kurz darauf wird in Mecklenburg ein Schweinebauer ermordet. Wie hängen diese beiden Geschichten zusammen?
In ihrem zweiten Fall ermittelt Kommissarin Anne Moll in Sachen Massentierhaltung und kommt dabei dunklen Machenschaften der Pharma-Industrie auf die Spur.

Haben Sie Anna Castronovos Buch gelesen? Wie fanden Sie es? Lassen Sie es mich wissen und schreiben Sie es mir in die Kommentare!

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