Karen Königsberger: Anna und … der Brand der Burg Trausnitz

Wer von den niederbayerischen Bücherfreunden sich noch an den Landshuter Literaturwettbewerb 2016 und den Kurzkrimiwettbewerb des VS Ostbayern 2017 erinnert, der kennt die Protagonistin dieses Krimis schon.

Anna Hölzl nämlich beichtete uns Lesern in der Siegergeschichte dieser beiden Wettbewerbe vom Umgang mit ihrem Stiefvater, den das junge Mädchen davon abhalten wollte, ihre beste Freundin dem Zugriff der Nazis auszusetzen. Publiziert wurde die »Beichte« seinerzeit in der Anthologie »Mörderisches Ostbayern«. Autorin Karen Königsberger, promovierte Historikerin, hatte Blut geleckt …

… und stellte (fast) auf den Tag genau 60 Jahre nach dem Brand der Landshuter Burg Trausnitz ihren ersten »richtigen« Krimi vor. Der Burgbrand als historischer Hintergrund spielt eine zentrale Rolle als Auslöser für einen Mord im Jahr 2017. Man merkt, dass die Autorin historisch bewandert ist und recherchieren kann. Hier fügen sich alle historisch belegten Details perfekt in die fiktive Geschichte. Und Zweifel an der öffentlich dargestellten Version der Brandursache gibt es schon seit 60 Jahren. Vielleicht steckt ja sogar ein bisschen (mehr) Wahrheit in dieser fiktiven Geschichte?

Es ist ein Regionalkrimi geworden – und das ist alles andere als abwertend gemeint. Einer, der mal wieder die positiven Seiten dieses Genres herausstreicht, nämlich mit viel Lokalkolorit, bei dem sich Landshut-Kenner*innen gleich wie zu Hause fühlen – und garantiert nichts entdecken werden, was sie nicht in Landshut genau so vorfinden können.

Eine alte Dame, die sich samt zweitem Ich ihrer multiplen Persönlichkeit daran macht, einen Mord zu verhindern und eine alte Geschichte aufzuklären? Gut, sie müssen sich alle an Miss Marple messen lassen und die Autorin kokettiert ja auch mit diesem Label, aber Anna Hölzl hat nicht viel gemein mit Agatha Christies Heldin aus zwölf Krimis. Im Gegenteil, Königsberger zeichnet sie als sehr greifbare normale Person mit allen Macken und Problemchen, die dem Alter und ihrer Vergangenheit geschuldet sind. Es ist auch nicht Anna, die da in dieses Abenteuer stolpert, sondern vielmehr Alex, ihr zweites Ich. Dummerweise sitzt die in Annas Kopf, sodass die alte Dame (in den meisten Fällen jedenfalls) Alex auf ihrem Weg begleiten muss.

Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und punktet mit gut gezeichneten Figuren, auch in Nebenrollen. Der Humor kommt bei den Streitgesprächen zwischen Anna und Alex nicht zu kurz. Eingefleischten Spannungsjunkies mögen die Strudelteig-Episoden vielleicht zu langatmig sein, aber dafür werden sie mit einem fulminanten Showdown und einer überraschenden Auflösung entschädigt.

Fazit: Absolut lesenswert! Ich würde dem Buch eine deutlich größere Verbreitung wünschen als nur im Landshuter Raum.


Website der Autorin:
https://karen-königsberger.de

Karen Königsberger:
Anna und … der Brand der Burg Trausnitz
Ein Landshut-Krimi

414 Seiten, 12 x 19 cm

Taschenbuch (ISBN 978-3755702078)
oder E-Book (ISBN 375570207X)

Erstausgabe: 22. Oktober 2021
BoD (Books on Demand)

Klappentext:

»Ist dir klar, dass da draußen vielleicht gerade jemand umgebracht wird, während du hier rumstehst und über die richtige Konsistenz von Kuchenteig lamentierst?«

Sommer 2017, kurz vor Beginn der Landshuter Hochzeit
Ihren wohlverdienten Lebensabend hat sich die frisch verwitwete Anna Hölzl eigentlich anders vorgestellt: Erst wird sie in Sankt Martin unfreiwillig Zeugin einer Mordankündigung, und kurz darauf steht auch noch ihre Enkelin samt Nachwuchs vor der Tür. Gut, dass Annas abenteuerlustiges zweites Ich Alex ohnehin die Nase voll hat von Beschaulichkeit und Strudelteig. Denn es bleiben nur fünf Tage, um einen Mörder zu finden – und das Geheimnis um den Brand der Burg Trausnitz zu lüften!

Die Fortsetzung des preisgekrönten Kurzkrimis »Beichte«

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