Nicola Förg: Hohe Wogen

Ich oute mich mal als Fan von Nicola Förg und ihren Krimis, sie ist beim Schreiben ein Vorbild für mich. Deshalb hier ein Blick auf ihr aktuelles Werk »Hohe Wogen«.

Jedes ihrer Bücher vermittelt einem Wissen zu Natur- und Umweltthemen, das ich – weil stets hervorragend recherchiert – sehr gern aufnehme. Dazu kommen die Beschreibungen einer grandiosen Landschaft, denen man mit jeder Silbe anmerkt, wie sehr die Autorin (und ihre Figur) ihre alpenländische Heimat liebt. Das Ganze verpackt in einen spannenden, wendungsreichen Krimi – Leserherz, was willst du mehr?

Natürlich versteht Nicola Förg ihr Handwerk, alles andere wäre nach inzwischen über zwanzig sich hervorragend verkaufenden Alpenkrimis auch erstaunlich. Und sie weiß, wie man einen guten Krimi verbindet mit Hintergrundwissen und Kritik an profitgierigen Unternehmen und gedankenlosen Menschen. Sie weiß auch, wie man Figuren mit Tiefgang zeichnet, die einem jederzeit im »echten Leben« begegnen könnten. Das alles schafft Nähe zwischen Kommissarin und Leserschaft. Eine Nähe, die viele Fans schon Jahre treu bleiben lässt – sie alle kennen Irmi Mangold und ihr Leben fast so gut wie ihre Nachbarin.

Eine Locationscoutin auf einem SUP-Board, ermordet mit einem antiquarischen Fischfanggerät, und ein verstorbener rumänischer Lkw-Fahrer mit ähnlichen Verletzungen rauben Mangold und Reindl in »Hohe Wogen« den Schlaf. Wütende Berufsfischer, Naturschützer und Anwohner, denen die coronabedingten Touristenmassen mit ihrem achtlosen Eigennutz gehörig auf die Nerven gehen, haben alle Motiv und Wut genug, um verdächtig zu sein. Auch ein dubioser Händler macht sich mit illegal vertriebenen CBD-Tropfen höchst verdächtig. Doch des Rätsels Lösung findet sich nicht im Hier und Heute, sondern fußt auf einem lange vergangenen Ereignis.

Nicola Förg hat sich Kritik gefallen lassen müssen für diesen Krimi – von erhobenem Zeigefinger war die Rede; sie versuche, den Leserinnen und Lesern ein schlechtes Gewissen einzuimpfen. Das kann man so lesen, wenn man es möchte. Man kann es aber auch prima lassen und – wie Irmi Mangold an verschiedenen Stellen – die Argumente verärgerter Fischer, Naturschützer und Anwohner zur Kenntnis nehmen und selbst entscheiden, ob Touristen zu weit gehen.
Erwartungsgemäß war auch Corona ein Kritikpunkt. Liebe Leute, ein aktueller Krimi, in dem Corona verschwiegen wird – wie realitätsfern wäre das denn? Und jeder, auch Irmi Mangold und Nicola Förg, hat irgendeine Meinung zum Thema Corona (vermutlich eher zu den Bekämpfungsmaßnahmen im Lande) – die sollen sie dann bitte auch vertreten dürfen. Leser*in muss sie ja nicht teilen oder gar übernehmen.

Nicola Förg hat einmal in einem Interview betont, dass sich Unterhaltung und Nachdenklichkeit für sie nicht ausschließen: Man könne doch mit einer Geschichte unterhalten und dennoch wünschen, dass man die Leser nachdenklich stimmt, dass etwas nachhalle. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.


Nicola Förg:
Hohe Wogen (Mangold-Serie, Teil 13)
Ein Alpen-Krimi

320 Seiten, 13,3 x 21,1 cm

Taschenbuch (ISBN 978-3492063333)
oder E-Book (ISBN 3492063330)

Erstausgabe: 24. Februar 2022
Piper

Klappentext:

Still ruht der See? Nur für die Toten …
Die Emotionen schlagen hohe Wellen in Irmi Mangolds neuestem Fall. Ihre Ermittlungen führen sie zwischen die Fronten von Freizeit-Wassersportlern und Berufsfischern, von Anwohnern und Ausflüglern, von Naturschützern und Filmleuten. Eine Frau wird auf ihrem SUP-Board mitten im Starnberger See gefunden – ermordet mit einem Fünfzack. Die Tote war als übergriffige Frau bekannt, die als Locationscoutin für einen Filmdreh die schönsten Orte suchte. Hat sie ihre Nase in anrüchige Dinge gesteckt? Woher hatte sie CBD-Tropfen ohne Herkunftsbezeichnung? Irmi Mangold muss all ihre Intuition aufbieten, um zu erspüren, welche stillen Wasser Abgründe verbergen.

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