Eine neue Stadt der Literatur, Rekordmessen und das Jugendwort des Jahres – die Neuigkeiten aus der Welt der Bücher in den letzten beiden Wochen.
Young Storyteller Award
Die besten Nachwuchstalente sind Mitte Oktober in Wien mit dem Young Storyteller Award 2023 ausgezeichnet worden, wie Thalia und story.one bekanntgaben. Aus tausenden Einreichungen hatten es zehn Arbeiten ins Finale geschafft. Die Frankfurterinnen Nadine Roth und Rozerin Kaplan setzten sich mit ihrem Buch »Wie viel kostet ein Leben?« durch und gewannen den mit 7.000 Euro dotierten Hauptpreis. Ihr Buch beschäftigt sich mit den Folgen des schweren Erdbebens im Südosten der Türkei (boersenblatt.net)
Bremen als »Stadt der Literatur« ausgezeichnet
Bremen ist als »Stadt der Literatur« in das Creative-Cities-Programm der UNESCO aufgenommen worden, das weltweit Exzellenz-Zentren aus den Bereichen Film, Musik, Design, Gastronomie, Medienkunst, Handwerk und Literatur vernetzt. Damit ist die Hansestadt neben Berlin (Stadt des Designs), Hannover (Stadt der Musik), Heidelberg (Stadt der Literatur), Karlsruhe (Stadt der Medienkunst), Mannheim (Stadt der Musik) und Potsdam (Stadt des Films) die siebte Stadt Deutschlands, die in das Netzwerk aufgenommen wurde (lesering.de)
Herbstrascheln: Rekorde & Begegnungen
Das diesjährige »Herbstrascheln«, das digitale Treffen des unabhängigen Buchhandels, ist nach Angaben der Veranstalter erfolgreich zu Ende gegangen. Das von den vier Verbundgruppen Buchwert, eBuch, LG Buch und Nordbuch ins Leben gerufene Zoom-Treffen fand am 25. und 26. September sowie am 4. und 5. Oktober statt und brachte den Angaben zufolge wieder zahlreiche Verlage und unabhängige Buchhandlungen zusammen. Moderation und Organisation lagen auch in diesem Jahr in den Händen der Agentur Literaturtest. »Der Erfolg der Veranstaltungsreihe hat sich auf sehr hohem Niveau bestätigt«, so die Veranstalter. Insgesamt 102 Verlage präsentierten den Buchhändlern die Programmhighlights und Neuerscheinungen des Herbstes (boersenblatt.net)
LUCHS-Preis für Astrid Sy
Der LUCHS-Preis November geht an die Autorin Astrid Sy für ihr Jugendbuch »Nenn keine Namen«, übersetzt aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf, erschienen bei Gerstenberg und empfohlen für Jugendliche ab 15 Jahren. »Die Wucht der historischen Authentizität und der Sog des Geschehens machen Sys Roman so lesenswert«. Radio Bremen stellt das Buch und den aktuellen Preisträger am Donnerstag, 2. November, um 15.20 Uhr auf Bremen Zwei vor. Das Gespräch zum Buch wird online unter www.radiobremen.de/luchs abrufbar sein (buchmarkt.de)
»Fourth Wing« wird Serie
Rebecca Yarros’ Fantasy-Epos »Fourth Wing« hat in diesem Jahr einen regelrechten Hype ausgelöst. Jetzt wird es zur Amazon-Serie. Das gab das US-amerikanische Filmbranchenmagazin »Deadline« bekannt. Produziert werden soll die Serie von Michael B. Jordans Produktionsfirma Outlier Society. Noch nicht bekannt ist, wer das Drehbuch umsetzen oder Regie führen wird. Die Autorin und ihre Verlegerin Liz Pelletier (Entlanged Publishing) sollen jedoch als Executive Producers gelistet sein (boersenblatt.net)
Lesungshonorare sinken – Autorinnen und Autoren verdienen weniger
Seit der Corona-Krise zahlen Veranstalter oft (noch) weniger Lesungshonorare. Autorinnen und Autoren verdienen dadurch immer weniger. Das ergab eine Umfrage des Netzwerks Autorenrechte (NAR). Die wenigen und oft schlechten Lesungshonorare wirken sich nachteilig auf die Altersabsicherung von Autor*innen aus (autorenwelt.de)
Abdulrazak Gurnah hält die Schillerrede 2023
Der in Tansania geborene und in England lebende Literaturnobelpreisträger (2021) Abdulrazak Gurnah hält am 12. November die diesjährige Marbacher Schillerrede. Abdulrazak Gurnah hält die Schillerrede 2023. Sprachlich präzise und mit erzählerischer Wucht entwerfe Abdulrazak Gurnah Gesellschaftsepen von eigener Poesie, humorvoll und ironisch, und erzähle dabei von den Auswirkungen des Kolonialismus, von Flucht und Migration, dem Unterjochen, Aufbegehren und Nebeneinander von Kulturen, so das Deutsche Literaturarchiv Marbach in seiner Ankündigung. Mit der Schillerrede wird jährlich an den Geburtstag von Friedrich Schiller erinnert (boersenblatt.net)
Kafka, x-tended
Anlässlich des 100. Todestags von Franz Kafka im Juni 2024 zeigt das Museum Villa Stuck in München eine groß angelegte Ausstellung. Malerei, Comic, Film, Installation: »Kafka: 1924« zeigt Positionen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, die sich explizit – oder implizit – auf Kafka beziehen (auxlitera.de)
Maria Stepanova erhält Berman-Literaturpreis
Die russische Schriftstellerin Maria Stepanova wurde mit dem schwedischen Berman-Literaturpreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 750.000 Kronen, etwa 63.000 Euro, dotiert. Der Preis ehrt Autor:innen, deren Arbeit im Geiste jüdischer Tradition stehen und die jüdische Kultur erforschen (boersenblatt.net)
Wie viel Angst ist zu viel, Sebastian Fitzek?
Deutschlands erfolgreichster Schriftsteller hat mit Horst Juan Moreno (Podcast Moreno+1) gesprochen – über einsames Schreiben, Figuren, die sich verselbstständigen, und warum man Angst nur dosiert einsetzen sollte (spiegel.de)
Italienischer Selfpublishing-Dienstleister Youcanprint betritt den deutschen Markt
Der italienische Selfpublishing-Dienstleister Youcanprint erweitert seine Präsenz und bietet seine Dienstleistungen nun auch in Deutschland an. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Tricase, 50 km südlich von Lecce am »Stiefelabsatz«. Es ist seit 2009 im Bereich Selfpublishing unterwegs. Nun will es, wie es in einer Pressemeldung heißt, seinen Erfolgskurs fortsetzen und deutsche Autorinnen und Autoren mit seiner Selfpublishing-Plattform beim Veröffentlichen ihrer Werke unterstützen (autorenwelt.de)
»Kuddelmuddel« ist das schönste deutsche Wort
Das Sprachmagazin »Deutsch perfekt« wollte wissen, welches das schönste deutsche Wort ist – und hat sich in 125 Ländern umgehört. Beteiligt haben sich nicht nur Deutschlernende, sondern auch Muttersprachler*innen. Laut dieser Umfrage ist »Kuddelmuddel« das schönste deutsche Wort. Genannt wurden auch Fingerspitzengefühl, Augenweide und Vergissmeinnicht (boersenblatt.net)
Algerien verweigert Annie Ernaux offenbar die Einreise
Eigentlich sollte Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux an der Buchmesse in Algier teilnehmen. Doch Medienberichten zufolge konnte die 83-Jährige nicht einreisen. Sie hatte zuvor die Justiz der Diktatur kritisiert (spiegel.de)
Lieblingsbuch der Unabhängigen: »22 Bahnen«
Der Roman »22 Bahnen« von Caroline Wahl (DuMont) ist das »Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023«. Unabhängige Buchhändlerinnen und Buchhändler aus ganz Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen an der Wahl beteiligt und mehrheitlich für dieses Buch gestimmt. Auf der Frankfurter Buchmesse wurde der Preis an Caroline Wahl übergeben (buchmarkt.de)
Julia Schoch wird Mainzer Stadtschreiberin
Die Schriftstellerin Julia Schoch lebt in Potsdam. Jetzt wird sie Stadtschreiberin in Mainz. Das bedeutet: 12.500 Euro Preisgeld, eine Dokumentation im ZDF und ein Jahr Bezugsrecht in der Stadtschreiberwohnung im Gutenberg-Museum. Der von ZDF und 3sat gemeinsam mit der Stadt Mainz vergebene renommierte Literaturpreis soll im März 2024 verliehen werden (faz.net)
BücherFrauen-Literaturpreis »Christine« geht an Slata Roschal
Der mit 10 000 Euro dotierte Preis geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Slata Roschal. Ausgezeichnet wird Slata Roschal für ihren Roman »153 Formen des Nichtseins«, der 2022 im Homunculus Verlag erschien. Die Auszeichnung ist mit der Statuette »Christine« verbunden, benannt nach der Schriftstellerin und Philosophin Christine de Pizan (1363 – 1429). Die Preisverleihung findet am 10. November im Rahmen der BücherFrauen-Jahrestagung in Erfurt statt (buchmarkt.de)
Vergiss die Peitsche nicht!
Von der transatlantischen Sklaverei bis zu den NS-Vernichtungslagern: Iris Därmann untersucht den Sadismus als organisierte Gewaltpraxis – und erklärt, warum der Marquis de Sade ein bizarrer Abolitionist gewesen ist (faz.net)
GoLexic ist »Content-Start-up des Jahres«
Auf der Frankfurter Buchmesse wurde das Start-up GoLexic zum »Content-Start-up des Jahres« 2023 gekürt. Insgesamt bewarben sich 44 Start-ups aus drei Kontinenten für diesen Jahrgang des Förderprogramms. In der Endrunde setzte sich GoLexic mit seinem Pitch durch und kann sich nun über eine Innovationsprämie in Höhe von 10.000 Euro freuen. Die CONTENTshift-Accelerator-App bietet in kurzen und spielerischen Trainingseinheiten Kindern im Grundschulalter selbstständige Leseförderung für zuhause oder in der Schule an (buchmarkt.de)
»Deutlicher Wachstumsschub«: Rund 215.000 Besucher auf der Messe
Ein Tag nach Beendigung der Frankfurter Buchmesse ziehen die Veranstalter eine erste positive Bilanz. Insgesamt rund 215.000 Besucherinnen und Besucher, darunter 105.000 Fachbesucher und weitere 110.000 Menschen an den öffentlichen Tagen, zählte die diesjährige Bücherschau – ein deutlicher Wachstumsschub gegenüber 2022 und 2021. Mehr als 4.000 Ausstellende aus 95 Ländern präsentierten sich in diesem Jahr in den Hallen (lesering.de)
»Wer Leipziger Buchmesse sagt, denkt Oliver Zille«
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat den Direktor der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, in Anerkennung seines außergewöhnlichen Engagements für das Buch mit der Plakette »Dem Förderer des Buches« ausgezeichnet (buchmarkt.de)
Handbuch Übersetzungslektorat
Jetzt ist es da: das »Handbuch Übersetzungslektorat«! Es ist Fundgrube und Lehrbuch zugleich und enthält alle relevanten Themen rund ums Übersetzungslektorat. Rund zwei Dutzend Übersetzungsprofis haben daran mitgearbeitet und Beiträge verfasst. Herausgeber ist der Verband Freier Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL). Das Berufsfeld Übersetzungslektorat ist eine Nische in der Nische: Die breite Öffentlichkeit weiß kaum, was im Lektorat geschieht und kennt noch weniger den Begriff Übersetzungslektorat. Doch hinter jeder guten Übersetzung – vom Krimi über die Spieleanleitung bis zum Fachbuch – steht immer auch ein Lektorat (autorenwelt.de)
Media Control vergibt Nachhaltigkeits-Buch-Award 2023
Erstmals hat das Handels-Panel Media Control einen Nachhaltigkeits-Preis vergeben. Er ging an das Werk »Eat it! Die Menschheit ernähren und dabei die Welt retten« von Dirk Steffens und Marlene Göring aus der Verlagsgruppe Penguin Random House. Der Preis wurde ins Leben gerufen, um die »herausragende Arbeit von Verlagen und Autoren im Bereich der Nachhaltigkeit« zu würdigen, wie es bei Media Control heißt. Die Verlage hatten die Möglichkeit ihre Bücher zum Thema Nachhaltigkeit einzureichen (buchreport.de)
Buchpremiere: »Biographie des Tagebuchs der Anne Frank«
Großer Auftritt für das Tagebuch der Anne Frank in Berlin: Der Wilhelm-von-Humboldt-Saal in der Staatsbibliothek Unter den Linden bot eine würdige Kulisse für die Premiere von Thomas Sparrs neuem Sachbuch »Ich will fortleben auch nach meinem Tod«. Die Biographie des Tagebuchs der Anne Frank (S. Fischer). Im Gespräch mit Achim Bonte, dem Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin, machte Sparr neugierig auf sein Buch, das jetzt im Handel ist (buchmarkt.de)
Kulturverbände fordern Weiterführung des KulturPasses
Kulturverbände haben eine Verlängerung des KulturPasses gefordert, mit dem die Bundesregierung allen 18-Jährigen, die in Deutschland leben, ein Guthaben von jeweils 200 Euro spendiert, das sie u. a. für Bücher, Konzerte, Kinobesuche und ähnliches nutzen können. Die Weiterführung des im Juni gestarteten KulturPasses ist ungewiss. Ein Bündnis an Kulturverbänden – neben dem Börsenverein beteiligen sich auch die AG Kino, der Deutsche Bühnenverein, der Deutsche Museumsbund, das Forums Musikwirtschaft und HDF Kino – fordert deshalb anlässlich der Haushaltsverhandlungen ein klares Signal der Politik für eine Fortführung des KulturPasses im nächsten Jahr (buchreport.de)
»Goofy« ist das Jugendwort des Jahres 2023
Die Jugendlichen haben im Rahmen eines Langenscheidt-Wettbewerbs abgestimmt – und sich für »goofy« entschieden. Neben dem Siegerjugendwort, das so viel heißt wie »komisch«, »tollpatschig« oder »weird«, waren »NPC« und »Side Eye« im Rennen (boersenblatt.net)
Hugendubel zieht Bookstock-Bilanz
Wie im Vorjahr war auch Hugendubels diesjähriges Lesefestival Bookstock innerhalb kurzer Zeit ausverkauft, mit 350.000 Streams hätten viermal mehr Fans die Show via Livestream verfolgt, teilt die Buchhandelskette mit. Die Beteiligung durch die Chat-Kommentare sei sechzigmal höher als im Vorjahr, und neunmal mehr Likes würden dafür sprechen, dass «Bookstock die Herzen seiner Zuschauer auch in diesem Jahr im Sturm erobert hat« (boersenblatt.net)
Die ersten TikTok Book Awards
Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse zeichnete TikTok die Gewinner*innen der TikTok Book Awards aus. Mit dabei waren bekannte Gesichter wie Otto Waalkes und Sebastian Fitzek. Die Entscheidung im Finale lag bei der Community, die vom 2. bis 15. Oktober über die App für ihre Favorit*innen abstimmen konnte. Einzige Ausnahme: Der #BookTok Bestseller des Jahres wird auf Basis der Verkaufszahlen von Media Control sowie internen Daten und Analysen von TikTok ermittelt und steht somit nicht zur Wahl.
#BookTok Autor*in des Jahres: Jana Crämer
#BookTok Community Buch des Jahres: Das Kind in dir muss Heimat finden – Stefanie Stahl (Kailash)
#BookTok Creator*in des Jahres: @tabeajoanna
#BookTok Verlag des Jahres: dtv Verlag
#BookTok Bestseller des Jahres: Das Kind in dir muss Heimat finden – Stefanie Stahl (Kailash)
(boersenblatt.net)
PERSONALIA
Timothy Sonderhüsken verlässt dotbooks
Nach Stationen als Lektor und Programmleiter bei Heyne und Droemer Knaur baute Timothy Sonderhüsken dotbooks seit 2012 gemeinsam mit Verlegerin Beate Kuckertz als unabhängigen E-Book-Verlag auf. Kuckertz verkaufte den Verlag im Sommer 2022 an SAGA Egmont und schied aus; Sonderhüsken nimmt sich nun nach 30 Jahren Buchbranche eine Auszeit (buchmarkt.de)
VERSTORBEN
Janina David (93), polnisch-britische Schriftstellerin († 22. Oktober 2023)
Mit 13 konnte sie aus dem Warschauer Ghetto fliehen, überlebte in einem Kloster: »Ein Stück Himmel«, die Erinnerungen von Janina David, wurden vom WDR verfilmt (spiegel.de)
Matthew Perry (54), US-amerikanischer Schauspieler († 28. Oktober 2023)
Erst vor einem Jahr erschien die Autobiografie des Stars der TV-Serie »Friends« bei Bastei-Lübbe (boersenblatt.net)
Heinz Schlaffer (84), Literaturwissenschaftler († 31. Oktober 2023)
Germanist Heinz Schlaffer forschte und lehrte fast drei Jahrzehnte lang in Stuttgart – und schuf Schlüsselwerke seiner Disziplin (sueddeutsche.de)